Gebäude als Kohlenstoffsenken
5. April 2023
Was ist das Problem, mit dem ihr euch befasst? Worin besteht die Nachhaltigkeitsherausforderung?
Die Herstellung von Zement, dem Hauptbestandteil von Beton, ist für 8% der weltweiten jährlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dieser Prozentsatz wird steigen, da sich der Betonverbrauch Schätzungen zufolge in den nächsten 40 Jahren verdoppeln wird. Auch in Deutschland muss dringend mehr Wohnraum geschaffen – ohne Beton ist das nicht möglich. Wir benötigen Technologien zur Dekarbonisierung von Beton, die zeitnah und in großem Stil eingesetzt werden können, finanziell tragbar sind und einfach in bestehende Prozesse integriert werden können.
Was ist euer Lösungsansatz / die Innovation?
ecoLocked entwickelt klimafreundlichen und leistungsoptimierten Beton durch die Integration von Zuschlägen aus Biokohlenstoff, einem CO2-negativen Material. Biokohlenstoffe entstehen durch die Erhitzung kohlenstoffhaltiger Abfälle unter Ausschluss von Sauerstoff. Durch Photosynthese speichern Pflanzen Kohlenstoff. Werden Pflanzen verbrannt oder zersetzen sie sich, wird dieser Kohlenstoff freigegeben und gelangt über den natürlichen CO2-Zyklus in die Atmosphäre. Mit Pyrolyse lässt sich dieser Vorgang unterbinden. Biologische, kohlenstoffhaltige Abfälle sind weltweit in großen Mengen verfügbar. Dazu gehören unverarbeitbare Holzreste, Abfälle aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie und vieles mehr. Je nach Ausgangsstoff und Verarbeitung entstehen unterschiedliche Biokohlenstoffe. Durch die Veredelung von Biokohlenstoffen und die Optimierung des Betonmixes erstellt ecoLocked maßgeschneiderte Rezepturen für verschiedene Anwendungen. So kann die maximale Klimawirkung mit funktionalen Verbesserungen verknüpft werden. Man erhält einen Beton, der nicht nur klimaneutral ist, sondern beispielsweise dämmfähiger, leichter oder haltbarer als konventioneller Beton. Die Zuschlagstoffe, „ecoLocked Materials“, können über die bestehenden Dosierungs- und Misch-Prozesse im Betonwerk in den Betonmix integriert werden. ecoLockeds Lösung kann gemeinsam mit anderen Technologien zur Dekarbonisierung von Beton eingesetzt werden, darunter Betonrecycling, Geopolymeren, Zementklinker-Substituten und die Aushärtung durch Injektion und Mineralisierung von CO2. Ob Transportbeton oder Betonfertigteile, ecoLocked Materials können in nahezu allen Bereichen eingesetzt werden: Fundamente und tragende Wände in Wohn- und Gewerbeimmobilien, Schallschutzwände, Pflastersteine, vorgefertigte Bodenplatten und vieles mehr.
Was ist der Impact?
Die Nutzung von ecoLocked Materials geht einher mit einer Reihe von Vorteilen. Allen voran steht die Dekarbonisierung des Betons. Bereits heute kann CO2-neutraler Transportbeton mittlerer Festigkeit hergestellt werden. Drei Hebel ermöglichen das: 1. CO2-Speicherung: Jede Tonne unserer Zusatzstoffe speichert zwischen 1,5 und 3 Tonnen Kohlenstoff. Der Kohlenstoff bleibt um die 1.000 Jahre lang stabil und erhöht die lebenslange CO2-Absorptionskapazität des Betons. 2. Direkte CO2-Reduktion: Durch die Reduktion von Zement werden die Prozessemissionen bei der Klinkerherstellung reduziert. 3. CO2-Reduktion im Betrieb: Die Integration von ecoLocked Materials erhöht die Dämmfähigkeit des Betons um bis zu 30%. Dadurch wird entweder der Bedarf an zusätzlichen Dämmstoffen reduziert oder der Energieverbrauch von Gebäuden für Heizung und Kühlung verbessert. Die Schaffung von neuem Wohnraum steht damit nicht mehr im Widerspruch zum Klimaschutz. Die funktionalen Verbesserungen können zur Optimierung der Wasser- und Luftqualität und des Städteklimas beitragen. Die Nutzung von lokalen Abfallströmen unterstützt unser Ökosystem und verringert die Abhängigkeit des Bausektors von langen und komplex verflochtenen Lieferketten.
Zum Wissensvideo: Den CO2-Fußabdruck von Beton mit Pflanzenkohle reduzieren
Beitrag von
Hoang Anh Nguyen
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